PRECISION SEEDING – Teilflächenspezifische Aussaat von Mais

28.12.2022, bbauer

Ein Artikel von DI HLFL Ing. Albert Müllner, Fachberatung Pflanzenbau, SAATBAU LINZ, erschienen im Magazin Inform 01/2023.

Precision Seeding – Maisaussaat aus der Vogelperspektive gesehen – unter dem Namen Precision Seeding bietet die Saatbau Linz ein digitales Tool an, um die Ertragssicherheit im Maisanbau in Verbindung mit klimafiten Maissorten weiter zu steigern.
Das Produkt aus langjährigen internen bzw. Versuchen in Zusammenarbeit mit der Innovation Farm Wieselburg und der Kooperation mit der Farm Management Software Farmdok kommt im Jahr 2023 auf den Markt.

An das Ertragspotential des Bodens anpassen! Saatstärke:

Durch die Heterogenität der Felder und zunehmende Witterungsextreme, im speziellen Hitze und Trockenheit ist es sinnvoll auf Teilflächen mit höherem Ertragspotential mehr Saatgut und auf Teilflächen mit geringerem Ertragspotential weniger Saatgut auszubringen.
Teilflächenspezifische Bestandesführung in den Bereichen Aussaat (Precision seeding), Düngung und Pflanzenschutz sind Themenbereiche, die uns unter dem Überbegriff der Digitalisierung beschäftigen. Wichtigstes Ziel dieser Technologien ist die Verknüpfung verschiedener Informationen und Akteure um Betriebsmittel effizienter und umweltschonender einzusetzen und in monetäre Mehrerträge für den Landwirt umzusetzen.

Bildquelle: FARMDOK GmbH

FARMDOK_Mais_Aufgang
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Heterogene Bodenqualität innerhalb eines Feldes! Boden:

Die Bodenqualität innerhalb eines Feldes ist selten homogen, bessere Wasserversorgung auf Teilen des Feldes kann höhere Saatstärken je nach gewählter Sorte in deutliche Mehrerträge umsetzen.
Niedrigere Saatstärken auf sehr trockenen Teilen des Feldes verbessern die Stresstoleranz und Trockenheitsverträglichkeit des Maisbestandes. Precision Seeding bei Mais ermöglicht in Verbindung mit einer an das Feldstück angepassten Sortenempfehlung deutlich differenzierte Bestandesdichten auf ein und demselben Feld, basierend auf Bodenbeschaffenheit, Ertragsniveau und mehrjährigen Wetterdaten der jeweiligen Feldstückszonen.

Bildquelle: FARMDOK GmbH

Mais
Mais

Die empfohlene Saatstärke ein Produkt aus Ausschöpfung des Ertragspotenzials Wasser:

Das Wachstum der Maispflanzen korreliert eng mit den Bodennährstoff- und Bodenwassergehalten, weshalb von uns zu allen Sorten Saatstärkeempfehlungen je nach Region, Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung abgegeben werden. Da die Maispflanze über die verschiedenen Ertragskomponenten wie Pflanzenanzahl, Kolben/Pflanze, Kornzahl pro Kolben und TKG unterschiedliche Umweltbedingungen ausgleichen kann, ist die empfohlene Saatstärke immer ein Produkt aus Ausschöpfung des Ertragspotenzials, Trockenheitstoleranz, Standfestigkeit und Saatgutkosten.
Vegetationsverlauf in FARMDOK ansehen: hier klicken

Bildquelle: FARMDOK GmbH

Farmdok_Precision_Farming_screenshot_activity_seeding
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Die Applikationskarten widerspiegeln das Ertragspotenzial der Teilflächen Erstellung der Precision seeding Applikationskarten:

Die Applikationskarten widerspiegeln das Ertragspotenzial der Teilflächen des jeweiligen Feldstücks. Sie werden aus mehrjährigen Satellitendaten (Sentinel 2 Satelliten der ESA) erstellt, die Aufwuchs- bzw. Biomasseunterschiede in einem Raster von (derzeit) 10 x 10 m erkennen und stehen für alle potentiellen Maisschläge in Österreich zur Verfügung.
Je nach Heterogenität des Feldes wird meist in drei bis neun unterschiedliche Ertragszonen unterteilt und die Saatstärke, ausgehend von einer Basissaatstärke auf den besseren Zonen, entsprechend erhöht, bzw. auf den schwächeren Zonen abgesenkt.
Applikationskarte in FARMDOK erstellen: hier klicken

Bildquelle: FARMDOK GmbH

FARMDOK_Applicationsmap
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Die Kompetenz der Saatbau Linz in Kooperation mit Farmdok liegt darin, aus der Flut an Daten Signalwerte und Basisdaten herauszufiltern und darauf aufbauend die richtigen Entscheidungen zur Erstellung der Applikationskarten zu treffen.

Versuche vor der Markteinführung - Versuchsanlage

Die Parzellen mit teilflächenspezifischer Saatstärke (anhand der Werte aus den Precision Seeding Karten) werden mit Parzellen mit fixen Bestandesdichten über die gesamte Vegetation beobachtet, verglichen und schlussendlich im Herbst ertraglich ausgewertet. Voraussetzung ist, auf den zu vergleichenden Parzellen sowohl in der teilflächenspezifischen als auch in der Variante mit fixer Saatstärke, immer die gleiche Gesamtmenge an Saatgut pro Hektar zu verwenden. Dadurch werden die Saatgutkosten für den Landwirt konstant gehalten und die Wirtschaftlichkeit kann über die Ertragsauswirkung beurteilt werden.

Versuchsanlage:

Die Saatgutmenge pro Hektar wird nur innerhalb der teilflächenspezifischen Parzelle anhand der Precision Seeding Karte variiert und damit dem Ertragsvermögen der Teilfläche angepasst. Die Versuchsvarianten wurden je nach Jahr und Standort mit bis zu sechs Wiederholungen auf demselben Feld angelegt, wobei immer die teilflächenspezifische Variante mit einer unmittelbar daneben liegenden, fixen Variante verglichen wurde. Ziel der Versuche war und ist es zu analysieren, wie sich der Gesamtertrag entwickelt, aber auch, wie der Bestand in den unterschiedlichen Ertragszonen des Feldes auf die differenzierte Saatstärke reagiert.

Bildquelle: Saatbau Linz

Versuche vor der Markteinführung - Versuchsstandorte

Voraussetzung zur Umsetzung am Feld ist das Vorhandensein entsprechender Sätechnik mit elektrisch angetriebenen Vereinzelungselementen, die eine variable Aussaat ermöglichen. Die Anlage der Versuche erfolgte mit Technik der Fa. Väderstad, auf den Standorten Hörsching und Wieselburg dankenswerterweise durch den Lohnunternehmer Steinwendner aus Thalheim bei Wels, in Guntersdorf durch den Lohnunternehmer Bogner aus Etzersdorf, in der Steiermark durch den Betrieb Hammer Maximillian und in Bischofstetten, Neulengbach, Großmugl, Steinbrunn, Weiden am See, Spitzzicken und Waldhers mit betriebseigenen Maschinen. Auf zwei Standorten im Trockengebiet Niederösterreichs laufen die Versuche bereits mehrjährig während in Zusammenarbeit mit dem Josephinum Research innerhalb der Innovation Farm ab dem Jahr 2020 acht neue Versuchsstandorte in Oberösterreich, Niederösterreich, dem Burgenland und in der Steiermark dazugekommen sind. Bei der Sortenwahl wurden für diese Versuche vor allem Sorten aus unserem Programm gewählt, die die KLIMAFIT-Auszeichnung tragen, d.h. unsere umweltstabilsten Sorten mit guter Stresstoleranz und überdurchschnittlichen Ertragsleistungen selbst unter widrigen Bedingungen, v.a. bei Hitze und Trockenheit aber auch übermäßigen Niederschlägen.

Versuchsstandorte:

1. Körnermais früh bis mittelspät Oberösterreich: Hörsching bei Linz
2. Körnermais mittelfrüh bis spät Niederösterreich: Wieselburg, Bischofstetten, Guntersdorf, Neulengbach und Großmugl im Rahmen der Versuchstätigkeit des Josephinum Research Wieselburg
3. Bio-Körnermais mittelfrüh bis spät Burgenland: Steinbrunn und Weiden am See
4. Silomais mittelfrüh Niederösterreich: Waldhers im nördlichen Waldviertel
5. Körnermais spät Burgenland und Steiermark – zumeist mit DKC 5065 – ABSOLUTO®, FAO 420 in Spitzzicken, in Unterpremstätten und in Seibersdorf bei St. Veit/Vogau

Bildquelle: Saatbau Linz

Versuche vor der Markteinführung - Ergebnisse

In den Auswertungen werden hier die Versuchsjahre 2020 bis 2022 präsentiert, da es Jahre mit sehr unterschiedlichen Witterungsbedingungen waren.

Erträge:

Im Vergleich zu 2020 mit überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen, 2021 mit knapp ausreichenden Niederschlägen war vor allem 2022 regional sehr trocken und heiß. Daher die auch durchaus differenzierenden Ergebnisse der Versuche in den einzelnen Versuchsjahren. Auch die monetäre Auswertung der Mehrerträge bringt starke Differenzen zu Tage, da die höchsten Mehrerträge in den trockenen, stressigen Jahren für die Maispflanze anfallen, wo zumeist auch deutlich bessere Maispreise erzielt werden können.
Mehr Infos Sortenversuchen: hier klicken

Bildquelle: Saatbau Linz

Erlöse:

Zusammengefasst ergeben sich in jedem Versuchsjahr mehr oder weniger deutliche Mehrerträge der Parzellen die nach den Precision Seeding Karten ausgesät wurden im Vergleich zu den Parzellen mit fixen Saatstärken (wohlgemerkt – immer mit gleichen Saatgutmengen und – kosten auf die Gesamtparzelle, nur besser verteilt). Diese Mehrerträge schwankten von 58 kg / ha in Wieselburg im Jahr 2021 bis zu 1.183 kg / ha in Seibersdorf im Jahr 2022!

Bildquelle: Saatbau Linz

Nutzen für den Landwirt

  • Der Einsatz von Saatgut lässt sich mit Hilfe von Precision Seeding optimieren
  • Fundierte Beurteilung eines Feldes inkl. Zonierung für alle Flächen in Österreich möglich
  • Ortsübliche Empfehlung durch mehrjährige Standortanalyse (Satellitendaten Sentinell 2)
  • Die Sorte gibt je nach Region die Saatstärke sowie die Abstufung zwischen den Zonen vor
  • Precision Seeding Karten zeigen nur die Unterschiede in der Fläche aber nicht die Ursache – Eine Interpretation von Landwirt zusammen mit unseren Beratern im Außendienst ist notwendig
  • Möglichkeit der „händischen“ Anpassung von Zonen, minimalen und maximalen Saatstärken
  • Mehrerträge auf guten und schlechten Bodenstellen durch höhere Pflanzenzahlen auf guten Zonen und höhere Stresstoleranz in schlechten Zonen
  • Mehrerlöse bei gleichen Kosten – Vorteil gegenüber anderen Betrieben im Wettbewerb
  • Höchste Mehrerlöse in schlechten (trockenen) Jahren
  • Karte für alle Maschinen anwendbar die über die entsprechende Technik verfügen
  • Errechnung des Saatgutbedarfs für das ausgewählte Feld oder die Summe der Felder zusammen
  • Klimatfite Sorten + Precision Seeding = klimafite Bestände mit stabilen Höchsterträgen
  • Zusatznutzen zum Saatgut
  • Digitale Zusammenarbeit durch FARMDOK und Saatbau Linz (mehr Infos)

Fazit

Digitalisierung in der Landwirtschaft steht erst am Beginn, schreitet aber immer schneller voran. Viele dieser Innovationen sind beeindruckend, aber nicht alles was technisch möglich ist, ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Letztlich müssen sich diese neuen Technologien rechnen, ansonsten ergeben sie keinen Zusatznutzen - nicht die Technologie, sondern der Vorteil für Sie als Landwirt muss im Zentrum stehen. Precision Seeding hilft unseren Kunden das Ertragspotential auf ihren Feldern bestmöglich auszuschöpfen. Es ermöglicht uns in der Beratung für jedes Feld in Österreich die optimale Differenzierung der Saatstärke (bei gleicher Gesamtmenge an Saatgut und gleichen Saatgutkosten) in Verbindung mit der bestgeeigneten Sorte anzubieten. Damit erreichen wir im Hinblick auf die Klimaveränderung hin zu mehr Dürreperioden eine Risikoabsicherung und entsprechende Mehrerlöse. Viel Erfolg im Maisanbau 2023! Albert Müllner, Fachberatung Pflanzenbau, Saatbau Linz

Bei Fragen zu Precision Farming und Seeding wenden Sie sich gerne an support@farmdok.com

Die Bildquellen, Grafiken, Informationen sind geschützt. Keine Wieder – & Weiterverwendung gestattet.

Precision Seeding in FARMDOK

Die Vorteile von Precision Seedung und weiteren Funktionen von Precision Farming können mit FARMDOK PERFORMANCE genutzt werden.
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