Fungizidstrategie – Top Tipps für den Winterweizen!

02.02.2018, jschuh

Um den Winterweizenertrag zu optimieren, muss der Fungizidstrategie besondere Bedeutung geschenkt werden, damit der Bestand möglichst lange gesund erhalten wird. Wichtig ist, mit möglichst wenigen Applikationen den maximalen Schutz im Weizen zu erreichen.

Ein genereller Tipp: Für Betriebsmittentscheidungen ist es ratsam, den Kostenaufwand im Verhältnis zum erforderlichen Mehrertrag zu setzen (z.B.: der Fungizideinsatz kostet 56 € d.h., wir benötigen einen Mehrertrag von mindestens 350 kg Weizen bei einem Weizenpreis von 160 €/t).

Welche Problemkrankheiten treten beim Weizen auf?

Dem Auftreten von samenbürtigen Krankheiten, wie z.B. dem Weizensteinbrand, kann bereits mit der Saatgutbeizung entgegengewirkt werden. Erkrankungen der Halmbasis, wie Halmbruch oder Schwarzbeinigkeit, sind typische Fruchtfolgekrankheiten, deren Auftreten durch den Anbau von Weizen nach Weizen gefördert wird. Ist diese Fruchtfolgegestaltung unumgänglich, sollte zumindest der Pflug zum Einsatz kommen, um die Ernterückstände der Vorfrucht als Krankheitsüberträger auszuschalten.

Ab dem Schossen (BBCH 30-39) kann Septoria tritici auftreten, ein Pilz der nach langer Blattnässedauer bei Temperaturen von 15-20°C in das Pflanzengewebe eindringt. Da von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit bis zu 3 Wochen vergehen können, ist die Heranziehung von Prognosemodellen zur Planung des Fungizideinsatzes wichtig. Zunehmende Bedeutung hat in den letzten Jahren auch das Auftreten von Gelbrost (Puccinia striiformis – unter feuchten Bedingungen) bekommen. Erste Nester mit Befall treten oft schon in EC 32 auf (erkennbar am reihenförmigen Auftreten der orangen Rostpusteln) – der Einsatz von Tebuconazol in diesem Stadium unterbindet die weitere Ausbreitung. Braunrost (Puccinia recondita) tritt eher unter trockenen Bedingungen auf (Rostpusteln braun und nicht reihenförmig). Beide Rostarten sind extrem ertragswirksam und somit eindeutig bekämpfungswürdig.

Eine überzogene Stickstoffdüngung und damit einhergehend meist dichte Weizenbestände fördern das Auftreten von Mehltau (Erysiphe graminis) ab Schossbeginn – ist in diesem Stadium bereits ein Fungizideinsatz erforderlich, wird die Pflanze üblicherweise bis zum Fahnenblattstadium auch vom Autreten der übrigen oben genannten Erreger geschützt. Die nächste wichtige Befallswelle bilden Blatt- und Ährenfusarien (Fusarium graminearum), welche als Mycotoxinbildner besonders beachtet werden sollten. Nach ihnen richtet sich auch die Auswahl einer Fungizidstrategie.

Planung einer Fungizidstrategie

  1. 2x Strategie bei hohem Fusariumrisiko
    Ist dieses hoch, wird bereits eine Applikation in EC 39 (voll entwickeltes Fahnenblatt) durchgeführt. Hierzu eignet sich eine Azol- und Carboxamid – Kombination mit protektiver und kurativer Wirkung. Die zweite Behandlung wird zu Blühbeginn (EC 60) mit einem Azol durchgeführt.
  2. 1x Strategie bei niedrigem Fusariumrisiko
    Bei niedrigem Fusariumrisiko reicht eine einzige Applikation zwischen BBCH 39 bis BBCH 51 (Beginn Ährenschieben). Es empfiehlt sich, eine Wirkstoffkombination mit hoher Wirkungsdauer zu wählen, um den Bestand optimal zu schützen.

Trotz einer guten Vorplanung der Fungizidstrategie kann die tatsächliche Anwendung aufgrund von Krankheitsbefall, Niederschlägen, Temperatur abweichen. Werden mehrere Anwendungen notwendig, ist im Zuge eines optimalen Resistenzmanagements nicht nur auf den Wechsel von Wirkstoffen, sondern auch auf dem Wechsel von Wirkstoffgruppen zu achten. Grundsätzlich sollte je nach Krankheitsdruck die erste Applikation soweit als möglich hinausgeschoben werden. Das wichtigste Blatt ist das Fahnenblatt und dieses sollte gesunderhalten werden. Zum Schutz des Fahnenblattes sind teurere Carboxamid-Azol-Mischungen meist wirtschaftlich, da zum Teil eine heilende sowie eine prophylaktische Wirkung vorhanden sind. Ist aufgrund des hohen Krankheitsdruckes (viel Altseptoria auf den Blättern, Gelbrost-, Mehltaubefall) eine Vorlage zu EC 30 bis 34 erforderlich, so muss bei der Mittelauswahl (hinsichtlich des Preises und des Resistenzmanagements) beachtet werden, dass höchstwahrscheinlich eine weitere Behandlung zum Fahnenblattstadium erforderlich ist! Eine Blütenbehandlung gegen Ährenfusariosen mit Azolen ist durch den erzielten Mehrertrag dieser Behandlung oft nicht wirtschaftlich, dennoch ist zur Senkung der Mykotoxingehalte (insbesondere bei Mais-Weizen-Folgen besteht erhöhte Befallsgefahr) eine Behandlung oft zu empfehlen.

Komplexes Thema – Pflanzenschutz! Aufmagaziniert mit den wichtigsten Infos geht es jetzt daran, die eigenen Pflanzenschutzstrategie zu planen, Mittel einkaufen und die Frühjahrssaison kann beginnen! Ganz wichtig – Aufzeichnen nicht vergessen und aufpassen auf die rechtlichen Vorschriften!